Im Januar 2020 versuchen wir bereits zum zweiten Mal die Zeremonie vom Fest der „Taufe Christi“, „Epiphanie“ mit dem Patriarchen Theophilus III. von Jerusalem am Jordan zu filmen.
Als unser Team 2019 dorthin reist, tauchen viele unvorhersehbare Probleme auf, wie immer wenn man im Heiligen Land heilige Ereignisse drehen will.
Zunächst erhalten wir, wie bei allen anderen Dreharbeiten zuvor, problemlos alle notwendigen Dokumente von seiner Exzellenz Erzbischof Aristarchos, dem Sekretär des Jerusalemer Patriarchen Theophilos III. Sie sollen es uns ermöglichen, den Patriarchen aus dem richtigen Blickwinkel am Jordan zu filmen.
Schon auf Grund unserer schlechten Erfahrungen, die wir zuvor reichlich gesammelt hatten, rechnete ich mit Problemen vor Ort. Es ist Hochwasser, und deshalb warten Darko, unser Kameramann, und ich schon sehr früh am 18. 1. 2019 stundenlang im kalten Wasser am Ufer des Jordans auf den Patriarchen Theophilos III. und seine Delegation.
Der Patriarch wird angekündigt, Hektik breitet sich aus, alle werden mit Nachdruck von der Security aufgefordert den Drehort sofort zu verlassen, auch Darko und ich werden unsanft in eine Ecke gedrängt, und schon ist der Patriarch mit der Delegation auf der Treppe, die hinunter zum Fluss führt.
Seine Exzellenz Erzbischof Aristarchos, der Sekretär des Patriarchen sieht Darko und mich in dieser misslichen Situation, kommt zurück, ergreift meine Hand und zieht mich hinter sich her durch die Sicherheitsleute hindurch, die eine undurchdringliche Kette um die Delegation gebildet haben. Ich greife wiederum nach Darko und ziehe ihn hinter mir
her zum Fluss, wo der Patriarch schon mit der Zeremonie begonnen hat. Doch trotz des aktiven Eingreifens seiner Exzellenz, wird Darko von den Sicherheitsleuten zurückgedrängt. Nur ich schaffe es durchzukommen, da mich seine Exzellenz fest an seiner Hand hinter sich her zieht. In dem Moment, als der Patriarch mit der Segnung des Jordan schon am Ende ist, muss ich die wichtigsten Aufnahmen des Tages machen. Die Menge des Materials reicht natürlich nicht aus, um daraus etwas Ordentliches schneiden zu können.
Aber so leicht geben wir nicht auf!!! Ich beschließe, die Dreharbeiten im Januar 2020 zu wiederholen!
In diesem Jahr versuche ich – typisch deutsch – noch perfekter vorbereitet zu sein, nichts soll schiefgehen: ein Moleben (Bittgottesdienst) wird noch in Berlin abgehalten, die Drehgenehmigung ist da, der Transport organisiert, ein Tag Recherche in Jordanien geplant, das Team, Darko, der Kameramann und ich stehen mit 2 Kameras bereit, und unser Assistent Maik weicht nicht von unserer Seite.
Aber schon die Recherche in Jordanien lässt mich Schlimmes befürchten. Es ist wieder Hochwasser, aber so hoch, dass selbst die Besucherplattformen auf der jordanischen Seite komplett zerfallen unterm Wasser schwimmen. Der ursprüngliche Plan, mit einer Kamera von der jordanischen Seite aus zu filmen, fällt damit buchstäblich auch ins Wasser!
Aber aufgeben gibt es nicht! Wir beschließen, dass wir alle gemeinsam mit dem Patriarchen und der Delegation mitgehen. Da wir davon ausgehen, dass der Patriarch die Segnung des Wassers wieder vom Boot aus machen wird, organisieren wir in aller Eile noch für Darko Gummischuhe in „Extra Large“, was bei dieser Größe auch nicht einfach ist, so kann er mit voller Montur und Kamera auch im Wasser drehen.
Der gute Anfang lässt uns hoffen. Ich freue mich schon über die sensationellen Bilder, die wir drehen können, während der Patriarch mit der immer größer werdenden Delegation und einem Spielmannszug an der Spitze durch die Wüste zum Jordan zieht, Bilder die wir im Jahr zuvor nicht filmen konnten, weil wir aus Sicherheitsgründen am Fluss warten mussten.
Tausende Menschen säumen den gut mit Absperrzäunen gesicherten langen Weg, auf dem sich der Patriarch langsam, umringt vom Klerus, den Kameraleuten – d.h. auch von uns – und den Fotografen hinunter zum Fluss bewegt. In der Ferne sieht man eine riesige Menschenmenge, die sich am Jordan versammelt hatte, um dort, wo die Segnung des Wassers stattfinden soll, auf den Patriarchen zu warten. Wir sind ziemlich sicher, dass wir es diesmal schaffen werden. Doch in dem Moment wo der Zug die riesige Menschenmenge erreicht, hören die Absperrzäune auf und Chaos bricht aus.
Die Menschenmassen vermischten sich in sekundenschnelle mit der Delegation des Patriarchen. Es wird eng, sehr eng – so eng, dass die Gefahr real wird, dass eine Panik ausbricht. Wieder hält mich seine Exzellenz fest, um mir zu helfen im inneren Kreis des Patriarchen zu bleiben. Ich bitte Ihn nicht mich, sondern Darko, unseren Kameramann festzuhalten. Das versucht er auch, aber wieder hat die Security das letzte Wort.
Wir können nur noch fassungslos auf der riesigen Leinwand verfolgen, wie der Patriarch vom Boot aus das 3. Mal das Kreuz in den Fluss wirft, um das Wasser des Jordan zu segnen, das an diesem Tag auf der ganzen Welt geheiligt ist. Um uns herum laute Freudenschreie von tausenden Menschen. Wir sinken erschöpft und stumm auf zwei freie Stühle, starren auf die aufgeregte Menge und reden eine halbe Stunde kein Wort mehr. Alles vermasselt! Wir haben es wieder nicht geschafft!
Was habe ich falsch gemacht? Was will mir Gott damit sagen? Diese Gedanken lassen mich nicht los. Auf dem Weg zum Flughafen, besuchen wir noch den Gottesdienst im Maria Magdalena Kloster auf dem Ölberg.
Mutter Katharina bringt uns zum Tor. Der Himmel spiegelt meine Traurigkeit im Herzen. Es regnet in Jerusalem!!! Plötzlich bückt Sie sich und hebt etwas vom regennassen Boden auf. Da ich in Gedanken bin, sehe ich nicht was es ist. Da dreht sich Mutter Katharina zu mir um und sagt: „Schau, was ich gerade vor unseren Füssen gefunden habe“. Sie drückt mir eine kleine nasse Ikone des Heiligen Johannes von Shanghai in die Hand. Auf der Rückseite lese ich: Mit dem Segen von den Reliquien des Heiligen Johannes von Shanghai und San Francisco des Wundertäters! Mutter Katharina strahlt mich an: „Das ist ein Gruß vom Hl. Johannes an dich! Mach dir nicht so viele Sorgen, lass Dir von Gott helfen, vertraue auf IHN! “
Unglaublich, aber 30 Minuten später erhalte ich genau das Filmmaterial, das mir gefehlt hat.